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Wut tut nicht gut...

"Das hatte ich mir anders vorgestellt!"

Warum Enttäuschungen langfristig Folgen haben ...

… und wie wir trotzdem guten Mutes neue Pläne machen können.
Dass Enttäuschungen zum Leben dazugehören, wissen wir alle. Wir hatten uns etwas vorgestellt und es kam komplett anders. Dann gibt es noch persönliche Kränkungen, zu wenig Anerkennung und Vertrauensmissbrauch. Je älter wir werden, desto mehr von diesen Erlebnissen haben wir in uns angesammelt. Das hat Folgen. Und die sollten wir nicht unterschätzen.

Ein Grund, warum zu viele Enttäuschungen gefährlich sind:

Sie generieren Frust, Wut und Verbitterung.
Zum Jahreswechsel habe ich verschiedene Aussagen gehört wie: „Das letzte Jahr war echt schrecklich für mich“. „Genau so bescheiden, wie das letzte Jahr aufgehört hat, hat dieses auch angefangen.“ „Inzwischen fällt es mir echt schwer, optimistisch zu sein.“

Wie viel Enttäuschung, Frust und vielleicht auch Wut in diesen Worten stecken, können wir nur erahnen. Wie geht es dir persönlich gerade? Wie blickst du in die Zukunft für dich und die Welt? Und wie war das noch vor 2 Jahren, wie vor 5 oder auch 10 Jahren? Viele werden feststellen, dass ihr eigener Optimismus, die Unbeschwertheit und die Zuversicht eher abgenommen haben.

Das hat wenig damit zu tun, was im Außen passiert. Umso mehr damit, wie viele Enttäuschungen wir in der Zeit erlebt haben. Frusterlebnisse mit dem Lebenspartner, mit Familienmitgliedern, Freunden, im Job, mit Geschäftspartnern, Kunden etc. Aber auch mit unseren eigenen Träumen, mit Vorhaben, die wir nicht umgesetzt haben.

Das können wir daraus lernen:

Alle Enttäuschungen, Verletzungen und negativen Erlebnisse speichern wir in uns. Das geschieht unbewusst und wir merken es nicht direkt. Folgen hat es insofern, dass wir mit der Zeit unsere Einstellung zum Leben und zu Menschen verändern.

Manche sagen: „Mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann ich einfach nicht mehr fröhlich und unbeschwert durchs Leben gehen.“

Vielleicht kennst du jemanden, der in den letzten Jahren immer frustrierter wurde. Meistens damit auch unfreundlicher.

Menschen, die ungeklärten Frust mit sich herumtragen, werden leicht wütend und damit schneller unfreundlich.

Ein wichtiges Indiz ist die innere Wut und Unfreundlichkeit. Oft haben wir uns im Verhalten anderen gegenüber noch ganz gut im Griff. Aber wenn wir den Dialog in uns selbst betrachten, bekommen wir einen Eindruck davon, wie viel Enttäuschungen und Frust wir in uns gesammelt haben.

Wie viel meckern wir im Stillen über die Menschen, die uns begegnen und auch über uns selbst? Und bauen damit noch mehr Wut in uns auf?

 

Wenn du noch etwas zum Thema Wut und Enttäuschung lesen möchtest, dazu mehr im folgenden Blogartikel:

 

Noch ein Grund, warum zu viele Enttäuschungen gefährlich sind:

Sie können Ängste verstärken.
Mit den Ängsten ist das so eine Sache. Einerseits wird behauptet, dass mit zunehmender Lebenserfahrung Ängste weniger werden. Andererseits auch, dass sie im Alter mehr werden. Was stimmt denn nun? Meine Antwort ist: Beides und es kommt drauf an. Auf die Erfahrungen, die gemacht wurden und wie mit negativen Erfahrungen umgegangen wurde.

Kennst du jemanden, der:

  • Trotz negativer Erfahrungen am Arbeitsplatz kein Zutrauen hat, sich woanders zu bewerben?
  • Nach gescheiterten Beziehungen lieber Single bleibt?
  • Durch ständiges Kritisiert werden immer weniger Selbstbewusstsein hat?

Angst vor erneuter Enttäuschung, Angst vor Kritik, Angst vor zu wenig Anerkennung kostet Energie und killt Lebensfreude. Und auch Mut.

Das geschieht meistens nicht von heute auf morgen, sondern schleichend. Jede (auch kleine) Enttäuschung zahlt auf das Konto ein.

 

Das können wir daraus lernen:

Wichtig ist in erster Linie, sich selbst zu beobachten: Wie viel traue ich mir zurzeit zu? Bei neuen Ideen und Vorhaben – sind Bedenken vorherrschend oder fallen mir sofort mit Begeisterung verschiedene Möglichkeiten ein? Da gilt auch die Frage aus dem letzten Absatz: Und wie war das noch vor 2 Jahren, wie vor 5 oder auch 10 Jahren?

Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Klienten sich nicht bewusst sind, dass Ängste im Spiel sind. Weil sie es anders benennen: „Das Risiko ist mir zu groß.“ „Das möchte ich nicht noch mal erleben.“ „Das funktioniert doch im Leben nicht.“

Wie wir es auch immer nennen – zunehmende Ängste schränken uns ein. Und wenn wir uns ihnen nicht stellen, nehmen sie zu. Aber das muss nicht sein:

 

Was an Enttäuschungen hilfreich ist:

Sie geben dir die Chance, dich selbst besser kennen zu lernen.
Am Anfang steht etwas ganz Einfaches:

Sich selbst gegenüber zuzugeben, dass du jetzt wirklich enttäuscht bist. Und so einfach ist es dann doch nicht. Wie oft hast du die Enttäuschung schnell runtergeschluckt, ohne sie richtig wahrzunehmen? Das führt dann zu den beschriebenen Folgen. Also empfehle ich folgende Schritte:

  • Die Enttäuschung sich bewusst machen und akzeptieren.
  • Emotionen wie Trauer, Wut oder Verletztheit im Körper spüren.
  • Diese Emotionen und Gefühle rauslassen! Sie für sich formulieren durch darüber Sprechen und möglichst auch Aufschreiben.
  • Trauer und Wut auch körperlich rauslassen durch z.B. Weinen und intensive körperliche Bewegung.
  • Reflektieren, wie und warum die Enttäuschung entstanden ist. Wie waren die eigenen Erwartungen?
  • Folgende Fragen beantworten: Was ist letztlich positiv an dem, was passiert ist?
  • Welcher Sinn ist erkennbar?
  • Kraft und Stärke gewinnen durch Erkennen was geschehen ist und welcher eigene Anteil da war, dass es eine Enttäuschung geben konnte.
  • Frieden schließen. Mit sich selbst und dem Gegenüber. Sich im Verzeihen üben. Das kann Zeit brauchen, lohnt sich aber.

 

Was noch an Enttäuschungen wichtig ist:

Sie geben dir die Chance, andere besser kennen zu lernen.
Was wäre, wenn ich dich bitten würde, mindestens 10 Beispiele zu nennen, wo Menschen sich anders verhalten haben, als du dachtest? Kein Problem?

Keine Sorge, das kommt in den besten Familien vor. Damit meine ich, auch mit guter Menschenkenntnis sind wir davor nicht gefeit. Weil wir z. B. doch wieder davon ausgegangen sind, wie wir selbst in dieser Situation gehandelt hätten.

Hier geht es auch nicht darum, das Verhalten des anderen unbedingt zu akzeptieren oder gar gut zu finden. Nur – die Perspektive des anderen kennenzulernen, trainiert die eigene Brille abzunehmen und sich für zukünftige Situationen anders vorzubereiten. Also empfehle ich, auch wenn’s schwerfällt:

  • Versetze dich in die Lage des anderen, in sein Leben, seine aktuelle Verfassung, seine Herausforderungen, seine Wünsche, ev. seine Befürchtungen…
  • Gehe davon aus, dass dieser aus seiner Wahrnehmung in bester Absicht agiert.
  • Führe ein Gespräch als diese andere Person mit sich selbst als Gesprächspartner und lasse ausschließlich die andere Person sprechen. (keine Debatte)
  • Betrachte die Situation anschließend als Zuschauer und reflektiere beide Positionen möglichst neutral.
  • Formuliere für dich, was du als Erkenntnis daraus mitnimmst und was du bei der nächsten Situation anders machen wirst. 

 

Wie du jetzt guten Mutes neue Pläne machen kannst:


Zuerst die Fragen stellen:

Was hindert mich zurzeit noch daran? Wie viel Frust oder Bedenken trage ich gerade mit mir rum? Die Antworten könnten darauf hinweisen, die bisherigen Empfehlungen aus diesem Artikel noch einmal durchzuarbeiten.

Und dann:

  • Was genau möchte ich endlich tun?
  • Was ist mein größter Wunsch dabei?
  • Welche früheren guten Erfahrungen helfen mir dabei?
  • Worauf werde ich achten?
  • Wen könnte ich um Unterstützung bitten?


Die innere Haltung macht’s:

  • Ich bringe mich in gute Energie, körperlich und mental.
  • Ich kenne die wahre Intention meiner Pläne und stehe voll und ganz dazu.
  • Ich kenne meine Werte und handle bewusst danach.
  • Ich finde genau die Unterstützung, die ich brauche.
  • Ich bin offen für alles, was geschieht.
  • Ich bin bereit, immer neu zu lernen.
     

Wenn wir den Lead in unserem Leben nicht übernehmen, werden es andere tun!

Angestauter Frust und immer geringer werdendes Selbstvertrauen machen das aber echt schwer.

Um das zu ändern, kann Unterstützung von außen enorm hilfreich sein.

Die Autor:innen

Beatrice Bleß-Lieb und Martin Lieb begleiten Menschen In der zweiten Lebenshälfte.

Unser Buch "Lebensmutig"

ODER WIE WIR LERNTEN, UNSERE KRISEN ALS GESCHENK ANZUNEHMEN, UND UNSER GLÜCK FANDEN