Neugier trifft Weisheit
wie Kann ich ein neues Leben anfangen? Neugier trifft Weisheit: Eine Chance für den Neubeginn mit 50+ Wie neu darf dein zukünftiges Leben denn aussehen?
Wut ist eine Folge von Enttäuschung – wir erleben sie alle, aber keiner will sie. Flüchtest du auch am liebsten, wenn jemand einen Wutausbruch hat? Wütende Menschen sind nicht gerne gesehen. „Der hat sich nicht im Griff“ hören wir dann. Noch schlimmer wird es beurteilt, wenn eine Frau ausrastet.
Hast du gelernt, richtig wütend zu werden? Und kannst du es dir auch erlauben? Anlässe gibt es genug. Jeden Tag. Zum Beispiel, wenn wir meinen, einer Situation ausgeliefert zu sein. Ohnmachtsgefühle kommen hoch, als Folge dann die Wut. Ohnmacht und Wut sind starke Gefühle, die viel zerstören oder auch sinnvoll genutzt werden können.
Neben der Angst gehört Wut oder auch Zorn (der Begriff wird kaum noch genutzt) zu den unbeliebtesten Emotionen.
Hier kommen 5 Hinweise und Impulse, warum und wie du diese für dich nutzen kannst und – was geschieht, wenn du sie weiter unterdrückst.
Die meisten von uns, vor allem in unserer Generation, sind dazu erzogen, sie zu unterdrücken: Wer erkennt sich in diesen Aussagen wieder?
„Jetzt reiß dich mal zusammen.“
„Beherrsch dich!“
„Ach, werden wir jetzt hysterisch?“
„Du solltest dich inzwischen wirklich mehr im Griff haben!“
Die Erziehung, die natürlich nicht nur durch das Elternhaus generiert wird, kann Wutimpulse nachhaltig unterdrücken. Soweit, dass wir sie kaum mehr wahrnehmen und wenn doch, sie schnellstmöglich unterdrücken.
Wut und Zorn mit den entsprechenden, meist unkontrollierten Reaktionen, geraten nach wie vor schnell in die Kategorien: Charakterschwäche, geringes Bildungsniveau, soziale Inkompetenz. Derjenige, der sich darüber enthebt, sagt dann z.B. „Der hat keine adäquate Emotionsregulation“ Was in der Regel auch stimmt.
Wenn kleine Kinder wütend sind, sind sie es mit allem, was ihnen zu Verfügung steht. Das bedeutet: mit dem ganzen Körper, inkl. der Mimik. Alle Reaktionen, die das biologische System vorgesehen hat, laufen ungehindert ab. Wichtig ist hier, dass sich kein kleines Kind Gedanken macht, ob es durch den Wutanfall Ablehnung durch das Umfeld erfährt. Das wird mit der Zeit anders. Spätestens in der Pubertät wird Ablehnung anders wahrgenommen. Aus vielen Gründen entwickeln sie eine neue Sensibilität dafür, ob sie „ankommen“ oder nicht. Das hat Konsequenzen:
Was bei kindlichen Reaktionen natürlich fehlt, ist die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema. Als Erwachsene haben wir gelernt, die Situation mit dem Verstand zu erklären. Das nennt man „Rationalisieren.“ Die Psychologie führt das Rationalisieren als eine der wichtigsten Abwehrmechanismen auf, die wir Menschen nutzen, um uns vor unerwünschten Empfindungen zu schützen. Das heißt, in diesem Fall lassen wir die Wut nicht zu.
Häufig wird eine Art „Genervtheit“ zugegeben. „Ich bin genervt“ ist die kleine Schwester von „Ich bin wütend“.
Eine andere Version mit Ärger oder Wut umzugehen, ist das Erzählen darüber. Entweder sich selbst: Wer kennt das nicht? Eine Situation kocht immer wieder hoch im Inneren. Oder: Wir erzählen es jemand anderem und erleben die Wut bei jedem Mal aufs Neue. Gleichzeitig suchen wir Bestätigung bei dem anderen und generieren uns die Position – Ich habe Recht!
Damit wiederholen wir und wiederholen wir und die eigenen Stresshormone werden immer wieder produziert. So wird der Ärger allerdings nicht aufgelöst, sondern verstärkt. Kannst du dich an eine Situation erinnern, die dich immer noch in Wut versetzt, obwohl sie Jahre her ist?
„Um des lieben Friedens Willen habe ich nichts gesagt“
Hast du das auch schon häufiger gehört, oder vielleicht selbst schon gesagt?
Gefühle lösen sich nicht in Luft auf, nur weil sie nicht offen gezeigt werden.
Gerade nicht durchlebte Wut, Ärger und Aggressionen kosten sehr viel Energie und werden im Körper „gespeichert“. Das kostet Lebensfreude!
Ich habe das Bild eines „Wutkontos“ vor Augen. Wenn das zu voll wird, können vielfältige stressbedingte Reaktionen ausgelöst werden.
Im ungünstigen Fall werden wir krank. Der Körper reagiert irgendwann, die Psyche ebenfalls. Es gibt Vermutungen, dass Angstzustände und Depressionen auch(!) durch lange verinnerlichten, nicht gelebten Zorn entstehen. Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Nierenleiden, Magen-Darmprobleme, Schlafstörungen, Zähneknirschen, Entzündungsprozesse im Körper, etc. können ebenfalls Konsequenzen sein.
Vermutlich ist es schon klar. Weder die reine emotionale Reaktion noch die isolierte intellektuelle Verarbeitung ist die Lösung. Es braucht beide Wege.
Zunächst geht es darum, die Wut wirklich zuzulassen, sie zu spüren, ohne jegliche Abwehrhaltung. Das kann am Anfang völlig ungewohnt sein. Das Gefühl der Wut vergeht irgendwann, das ist die neue Erfahrung. Wenn wir gegen sie ankämpfen, vergeht sie nicht, sondern kocht immer wieder hoch. Am unangenehmsten ist es in der Nacht. Das kennt jeder von uns.
Übrigens ist eine körperliche Abreaktion durchaus hilfreich, wenn sie nicht zerstörerisch ist. Dadurch kann schon mal der erste Schwung der Stresshormone abgebaut werden.
Das Wichtigste ist, dem unangenehmen Gefühl im Körper Raum zu geben. Wir können spüren, dass die Wut vergeht, wenn wir sie durchleben.
Zusätzlich hilft es dann, mit dem Verstand zu erforschen, um was es hier eigentlich geht:
Das Gute an der Wut ist ihre Kraft. Die können wir nutzen. Ohne zu schreien, ohne zu hetzen und damit zu spalten.
Im Impuls Nr. 2 habe ich geschrieben: Häufig wird eine Art „Genervtheit“ zugegeben. „Ich bin genervt“ ist die kleine Schwester von „Ich bin wütend“.
Hier entsteht keine Kraft. Wenn wir immer ein bisschen genervt sind, entsteht mit der Zeit auch mehr davon. Bis das Fass überläuft, allerdings versteht dann keiner mehr, warum. Und dann wird es auch schwierig, diese Energie sinnvoll zu nutzen.
Wenn das eigentliche Motiv hinter Wut verstanden ist- worum geht es mir im Kern? Was wünsche ich mir stattdessen? Dann können wir den Energieschub nutzen und uns dafür einsetzen, wofür wir stehen. Mit Herz UND Verstand!
Beatrice Bleß-Lieb und Martin Lieb begleiten Menschen In der zweiten Lebenshälfte.
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