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Der Mythos vom Haben

Midlife Crisis? Unsinn!

Nur so will ich das nicht mehr.

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Von außen gesehen ist alles gut. Wir leben in einer Zeit der beispiellosen Bequemlichkeit und Fülle. Unsere Schränke sind voll und unsere Tage sind gespickt mit Aktivitäten, die uns Freude bereiten sollten.

Und doch kommt immer wieder ein Gedanke: “ Ich sollte dankbarer sein. Ich habe doch alles!“ Besonders in der 2. Lebenshälfte wird so mancher unruhig und fragt sich: Was kommt jetzt noch?

Ständig auf der Suche und latent unzufrieden, so beschreiben sich viele.

Der Mythos vom „Haben“

Wir in unserer Generation haben gelernt, dass Glück und Zufriedenheit das Produkt von materiellem Wohlstand ist.  „Haste was, dann biste was“.

Aber wie leicht kann das „Haben“ eine Falle sein. Ob es Kinder, Freunde, Partner „haben“ oder „Immobilien besitzen“ ist, vielleicht auch Schritte erreicht „haben“auf der Karriereleiter. Etwas geschafft „haben“ im Leben. Darum soll es gehen, heißt es. Vielleicht kennst du das.

Hier kommen 5 Impulse, die aus der Arbeit mit unseren Klienten resultieren ebenso wie aus Gesprächen mit Menschen, die wir an ihrem Lebensende begleitet haben.

 

Impuls Nr. 1:

Sich selbst wahrnehmen und verstehen

Der erste Schritt besteht darin, mit folgenden Fragen einen ehrlichen Blick auf dein eigenes Leben zu werfen. Den Status Quo zu ermitteln:

  • Wer und was hat mich geprägt?
  • Welche Gedankenmuster habe ich mir angeeignet?
  • Womit bin ich in meinem Leben einverstanden?
  • Wie denke ich über mich?
  • Wie denke ich über andere Menschen?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Was bereue ich?
  • Wer tut mir zur Zeit nicht gut?
  • Welche Teile meines  Lebens fühlen sich nicht stimmig an?

Wenn du diese Fragen schriftlich beantwortest, können die Antworten dabei helfen, die Bereiche zu konkretisieren, in denen du dir Änderungen wünschst.

 

Impuls Nr. 2:

Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge entwickeln

Unsere schärfsten Kritiker sind wir selbst. Wir können uns in Grund und Boden verurteilen. Und die Lösung ist nicht, plötzlich alles an uns großartig zu finden oder „ich liebe mich wie ich bin“ zu proklamieren. Das ist selten wirklich ehrlich.

Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen, um dann entscheiden zu können, was hilfreich ist und was nicht. Bei allem, was wir denken, denn daraus resultiert jegliches Handeln. Immer wieder neugierig auf sich selbst zu sein, ist ganz besonders wichtig. Besonders in Zeiten der Unsicherheit und großen Entscheidungen.

Nur wenn wir uns wirklich verstehen, können wir für uns sorgen. Für andere da zu sein und uns um deren Befindlichkeiten zu kümmern, haben wir zur Genüge gelernt.

Die eigenen Bedürfnisse (neu) zu entdecken und dafür einzustehen, kann ein entscheidender Schlüssel sein.

 

Impuls Nr. 3:

Beziehungen priorisieren 

Ein weiterer Schlüssel zur Zufriedenheit liegt in unseren Beziehungen zu anderen. Die Pflege tiefer, bedeutungsvoller Beziehungen kann uns ein Gefühl von Zugehörigkeit und Wertschätzung geben, das maßgeblich zu unserem Wohlbefinden beiträgt.

„Doch Einsamkeit ist in Wahrheit kein Gefühl. Sondern ein Erleben von Bezugslosigkeit.“ 

Dieses Erleben kennen Menschen, die in ihrem Arbeitsumfeld innerlich gekündigt haben. Oder auch Führungskräfte, die ständig kämpfen und auf Unterstützung oder Anerkennung hoffen. Auch im privaten Kontext kann man sich sehr alleingelassen fühlen, unabhängig davon, ob Menschen anwesend sind oder nicht.

Das o.g. Zitat stammt aus einem Artikel des Zukunftsinstituts, hier kannst du weiterlesen…

Das größte Thema bei Menschen am Lebensende ist, wie jetzt schon erwähnt: Nicht und nicht ausreichend gelebte Beziehungen. Nicht genug geliebt zu haben!

Niemand sagt: „Ich habe zu wenig gearbeitet“ Aber sehr wohl: „Ich war zu wenig für meine Kinder da“, Ich habe meinen Partner zu viel allein gelassen“.

Dazu haben wir ein Interview mit Heike Le Ker für den SPIEGEL online geführt, hier kannst du es lesen…

Ergänzend bringen wir hier noch den Begriff „Generativität“ ins Spiel. Der beschreibt vor allem das Bedürfnis, etwas für die nachkommende Generation zu tun. Das erfüllt sich automatisch bei allen Menschen, die Kinder bekommen haben. 

Aber was ist nun mit allen anderen? Unser Impuls ist, den Begriff zu erweitern und sich entweder für ältere, jüngere oder auch gleichaltrige zu engagieren.

Das ist eine sehr passende Überleitung zu Impuls Nr.4:

 

Impuls Nr. 4:

Sich sinnvoll engagieren

„Ich würde jetzt gerne mal etwas Sinnvolles tun“ Diesen Ausspruch hören wir sehr häufig von unseren Klienten. Diese haben alle erfolgreich und sehr engagiert ihren Job gemacht oder ein Unternehmen geführt.

Aber auch mehrere Doktortitel und ein sehr hohes Einkommen müssen nicht erfüllen. Als sinnvoll wird vor allem die Leistung dann bewertet, wenn sie bei Menschen nicht nur ankommt, sondern auch so gewertschätzt wird. 

Das hat durchaus mit subjektiver Einschätzung zu tun. So können Aktionen für die Gesundheit von Mitarbeitern als sinnvoll oder sinnlos erachtet werden. Je nach dem, ob sie bei den Menschen nachhaltig ankommen oder nicht.

Übrigens ist nicht immer gleich ein Jobwechsel notwendig. Häufig lassen sich Stellschrauben finden, die ein neues Licht auf das alltägliche Tun wirft. Und als Ergänzung sind Ehrenämter o.ä. wunderbar.

 

Impuls Nr. 5:

Akzeptieren und loslassen

Oftmals hängt unsere Unzufriedenheit mit Ereignissen zusammen, die wir nicht ändern können. Das Lernen, diese Dinge zu akzeptieren und loszulassen, erzeugt häufig den größten Widerstand. Da ist unser logisches Denken leider nur zum Teil hilfreich.

Ehrliches Akzeptieren oder das viel beschriebene Loslassen muss vor allem auf der emotionalen Ebene geschehen. Dazu gehört auch verzeihen können.

Zufriedenheit mit dem eigenen Leben steht und fällt mit dem inneren Frieden. Wir stehen dafür, „reinen Tisch zu machen“. Und das nicht erst am Lebensende. Das kann uns helfen, auch in der zweiten Halbzeit ein leichteres Leben zu führen und unsere Energie auf das zu richten, was wir ändern können.

Die Reise zur Zufriedenheit ist eine sehr individuelle und persönliche Reise. Sie verlangt von uns, ehrlich zu uns selbst zu sein, Veränderungen zu umarmen und uns auf die Dinge zu konzentrieren, die uns wirklich wichtig sind. Es ist jedoch eine Reise, die sich lohnt.

 

Wir sind mit vielen Menschen ein Stück ihres Weges gegangen. Vom Haben zum Sein.

Vielleicht magst auch du diese Reise nicht immer allein machen und wünschst dir einen Reisebegleiter? 

Die Autor:innen

Beatrice Bleß-Lieb und Martin Lieb begleiten Menschen In der zweiten Lebenshälfte.

Unser Buch "Lebensmutig"

ODER WIE WIR LERNTEN, UNSERE KRISEN ALS GESCHENK ANZUNEHMEN, UND UNSER GLÜCK FANDEN